Zum Inhalt springen

Topographia Colonia et al.: Bonn

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Bonn
<<<Vorheriger
Hammerstein
Nächster>>>
Broel
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1646, S. 49.
Bonn in Wikisource
Bonn in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite

[49] Bonn. Man hat vor Zeiten diejenige Ubios, so zwischen dem Rhein / der Maas / vnd Mosel / gewohnt / die Ripuarios, vnd Ripariolos genant; denen die Stätte Cölln / Andernach / Bonn / Rimägen / Deuren / Gülch / Neuß / Zulich / vnd Aach / gehört haben. Es laufft durch der Ripuarier Landschafft die Ahr / oder Ara, welcher Fluß beym Stättlein Sintzig / in den Rhein fällt / vnnd an deme etliche nicht geringe Stättlein / vnd Schlösser / vnd vnter denselben Aldenaar / vnnd Newenaar / mit dem Graffen Titul / ligen / so zum theil vom Hauß Pfaltz zu Lehen rühren; vnd welche Graffschafft von dem besagten Wasser Aar / das dardurch fliesset; wie auch das Schloß Arburg / vnnd der Fleck Arwyler / vnd nicht von den Adlern / so man auch Aaren nennet / wie Theils vorgegeben / den Namen bekommen. Es ist auß den Graffen von Neuenaar / Graff Hermann / ein sehr gelehrter Herr / vnd Dom-Probst zu Cölln / vnnd Aach / gewesen: Wie hievon mit mehrerm beym Frehero part. 2. Origin. Palatin. cap. 8. zulesen.

So viel aber obgedachtes Bonn / anbelanget / so ist solches die Residentz-Statt des Herrn Churfürsten zu Cölln. Ist ein schöne lustige wolerbawete / vnd in der Ebne gelegene / auch ziemlich veste Statt / darinn die Hauptkirch / sampt dem Churfürstlichen Schloß / insonderheit wol zusehen. Vnd müssen die den Rhein gebrauchende Schiffleut / vnd andere / im fürüber Fahren / da den Zoll geben. Der heilige Maternus solle / bald nach der Apostel Zeit / allhie gelehrt / vnd deß Mercurii, den die Teutschen Ubii angebettet / Altar / vnnd Bildnuß / daher diese Statt etwan Ara Ubiorum geheissen / vmbgestossen haben. Es hat vmb die Statt herumb ein schönes Traidland / schöne Gärten / allerley Früchte / vnd einen guten Weinwachs; daher auch der Nam soviel / als ein guter Sitz / oder Lager / vnd Wohnung bedeutet; allda der Römische Feldherr Drusus, vnter dem Keyser Augusto, ein Castell allhie erbawet / darauß folgends eine Statt worden / die Keyser Julianus bevestiget hat. Er werden diese Verß von ihr gelesen:

Bonna solum foelix, celebris locus, inclyta tellus,
     Florida Martyrio, terra sacrata Deo,
Exulibus requies, asylum mite fuisti
     Semper, Externite reperere suam.

Hat einen schönen Marckt / vnnd herrlichen Brunnen. Das grosse Rheingebürg / so von Bingen / biß an diese Statt / den Rhein zu beyden Seiten einfaset / thut sich allhie widerumb verziehen / vnnd macht eine hüpsche Ebne; wie davon Munsterus lib. 5. c. 166. zulesen. Es gibt auch lustige Jagten herumb: vnd ist der Lufft da gesund. Obgedachte Hauptkirch / hat ein Stifft / vnnd ihre Domherrn; darinn etlicher Märtyrer Cörper / auß der Thebeischen Legion / so / als Christliche Soldaten / vnter dem Keyser Maximino, allhie erdapt / vnnd getödtet worden / als deß Pii, Cassii, Florentii, vnnd Malusii, mit ihren Gesellen / ruhen; deßwegen auch solche Kirch stattliche Freyheiten hat; die ihr S. Helena, als derselben Erbawerin / zu wegen gebracht haben solle. Besiehe aber / was hievon P. Bertius in dieser Statt Beschreibung; vnnd von dem obgedachten Namen / Ara Ubiorum, Justus Lipsius in notis lib. 1. Annalium Taciti (welcher / wie auch Ptolemaeus, Florus, Antoninus, vnnd die Tabula Peutingeriana, dieses Orts gedencken) fol. 26. erinnern: Von dieser Statt aber selbsten auch den G. Braunen / im zweyten Theil seines Stättbuchs / vnd Casp. Ens, in deliciis apodemicis per Germaniam, p. 134. Vnter Keyser Carolo Crasso, haben die Nordmannen diese Statt Bonn / sampt Cölln / vnnd den vmbligenden Castellen / Tulbiack / vnnd Neuß / mit Fewer / vnnd in andere Weg verderbet. König Johannes auß Böhmen / hat sie einmals belägert. Anno 1584. ward sie von deß abgesetzten Ertzbischoffs Gebhardi zu Cölln Soldaten / seinem Nachfolger / Churfürsten Ernesto, gegen vier tausend Thaler / vbergeben: Aber durch List deß Martin Schencken im Jahr 1587. eingenommen / vnd darauff / noch im selbigen Jahr / vom Hertzogen zu Parma belägert / in dem folgenden erobert / vnd dem Herrn Churfürsten Ernesto, zugestellet. Es ligt nicht fern von hinnen das Schloß Poppelsdorff / dabey ein Fleck ligen solle: Item / das Schloß Godesberg / oder Godesburg / auff einem hohen / vnnd gähen kiesechten Berg / so Anno 1583. in dem Cöllnischen Krieg / von den Bayrischen erobert worden. Man vermeynet / daß fürnembste Tempel deß obgedachten Heydnischen Abgotts Mercurii, vor Zeiten allhie / nämlich / ein Meil von Bonn / gegen Mittagswerts / gestanden; daher noch dieser Ort den Namen / gleichsam Gottes-Berg / oder Burg / habe. Dann die alten Teutschen vor andern Götzen / insonderheit den Mercurium, wie Tacitus bezeuget / verehret / vnnd ihme auch / zu geweissen Tagen / Menschen geopffert haben.

[T36]
[T37]