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Schreibtisch stand und trat durch die Portiere in das nebenanliegende Zimmer. Einen Augenblick zögerte er noch, dann schritt er auf den grossen Eckspiegel zu, der gross genug war, seine Gestalt vom Kopf bis zu den Füssen wiederzugeben.

Ludwig Schmidhammer betrachtete sich prüfend.

Seine Figur war tadellos: er war hoch und ebenmässig gewachsen, – Hände und Füsse waren von aristokratischer Feinheit, aber – –

Er hatte den Blick von unten heraufgleiten lassen und liess ihn dann auf seinem Gesicht haften.

Ja, sein Gesicht!

An sich nicht unschön in der Form, wurde es total entstellt durch ein feuerrotes Muttermal, welches es fast ganz bedeckte. Die Augen, die gross, dunkel und leuchtend waren, erhielten dadurch einen eigentümlichen Blick, – die Augenbrauen waren trotz seiner schwarzen Haare rot wie das Mal, und der Mund trat nur wenig hervor, weil das Feuermal fast noch mehr leuchtete, als die roten Lippen.

Der erste Eindruck, welchen man von Schmidhammer erhielt, war ein abschreckender – – unvorbereitete Leute hatten

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman.'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/6&oldid=- (Version vom 9.10.2016)