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Goethe's „Faust“ in London

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Wilh. F. Brand
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Titel: Goethe’s „Faust“ in London
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 200
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[200] Goethe’s „Faust“ in London. Wie der als Darsteller und zugleich als Direktor und Regisseur rühmlichst bekannte Inhaber des Lyceum-Theaters in London, Mr. Henry Irving, viel dazu beigetragen, dem im eigenen Vaterlande so schmählich vernachlässigten Shakespeare wieder zu Ehren zu verhelfen, so hat er nun auch Goethe’s „Faust“ in einer Weise auf die Bühne gebracht, die ihm als ein großes Verdienst anzurechnen ist. Die englische Bearbeitung ist von Mr. Wills, der allerdings an einzelnen Stellen sich unterfangen, an Meister Goethe meistern zu wollen. So machte er der Prüderie der British matron das Zugeständniß, daß er, wie die Dinge anfangen einen unliebsamen Verlauf zu nehmen, Faust die Absicht kundthun läßt, die Margarete als Ehefrau heimzuführen, ein an sich gar löbliches Vorhaben, das aber bei einem Manne wie Faust um so peinlicher wirkt, als er im nächsten Augenblick auf einen tüchtigen Verweis des Mephistopheles hin feige genug ist, dasselbe wieder aufzugeben. Auf einstimmiges Verlangen der Kritik wurde denn auch dieses Einschiebsel nach den ersten Aufführungen sofort gestrichen. Im Uebrigen aber sind die Aenderungen nur unwesentlicher Art, und der Erfolg des Stückes ist ein außerordentlicher. Besonders ausgezeichnet sind die Darstellungen Mr. Irving’s als Mephistopheles und Miß Ellen Terry’s als Margarete, denen gegenüber aber der Mr. Conway sowohl wie sein Nachfolger Mr. Alexander als Faust leider ganz erheblich abfallen. Ganz unübertroffen steht die Ausstattung des Stückes da, wie denn in dieser Beziehung das Lyceum vielen deutschen Bühnen längst erheblich voraus ist. Seit zwei Monaten wird das Stück bereits jeden Abend gespielt, aber „Faust“ zu sehen ist dermaßen „fashion“ geworden, daß das ganze Theater noch immer auf Wochen im voraus so gut wie ausverkauft ist, und daher die Vorstellungen dem unternehmenden Impresario neben dem Ruhm auch ein erkleckliches Sümmchen goldener Pfunde einbringen dürften. Wilh. F. Brand.