BLKÖ:Guicciardi, Diego Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Guido ab Angelis
Band: 6 (1860), ab Seite: 29. (Quelle)
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Guicciardi, Diego Graf (Staatsmann, geb. im Veltlin in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, gest. (?). Entstammt einer vornehmen Familie, welche ihre Besitzungen im Alpthale Veltlin im Lombardischen hat. In den Bewegungen Oberitaliens, welche, eine Folge der französischen Revolution, in den Jahren 1797–1814 stattfanden, spielte er eine bedeutende Rolle. Er gehörte zu der Partei, welche Alles anwendete, um die Vereinigung seines Heimatlandes mit der cisalpinischen Republik durchzuführen. Sein kaltblütiger und entschlossener Charakter, mit dem er tiefen Blick und Kenntnisse verband, wurde von Napoleon erkannt; er berief ihn in den Staatsrath und verlieh ihm zuletzt die Stelle eines General-Directors der Polizei. Die Art und Weise, wie G. dieses Amt handhabte, bildet in der Geschichte der Administration eine Epoche. Niemand wurde seiner politischen Meinungen wegen verfolgt; sobald G. von politischen Umtrieben Kenntniß bekam, war seine Sorge dahin gerichtet, sie zu vereiteln; die Folge davon war, daß überall Ruhe herrschte und man der schützenden Hand, die aller Orten thätig war und sich niemals fühlbar machte, gar nicht gewahr wurde. Guicciardi trat immer vermittelnd ein und versuchte es, die Parteien zu versöhnen. Die Vorschläge, welche er dem Vicekönige machte, tragen sämmtlich das Gepräge nachsichtiger Duldung an sich, und die strengsten stützten sich auf das Gesetz und das Recht; aber die französischen Räthe, den Geist der Italiener nicht [30] kennend, und in ihrer Wohldienerei kaiserlicher als der Kaiser selbst, wußten G. zu verdächtigen und er wurde seines Postens entsetzt; diesen aber erhielt ein junger Mann aus dem Richterstande, durch dessen Ehrgeiz wieder das alte Wunder einer Metamorphose zu Stande kam, nämlich die Umwandlung des glühendsten Republikanismus in den begeistertsten Royalismus. Guicciardi wurde in den berathenden Senat eingetheilt, welchem Körper alle jene Männer einverleibt wurden, deren Einfluß dem Kaiser Unruhe machte. Früher bereits wurde G. von dem Kaiser mit dem Grafentitel und dem Commandeurkreuze des Ordens der eisernen Krone belohnt. Im Jahre 1814 war G. Kanzler des Senats. Guicciardi ist auch Verfasser der Schrift: „Sulla Rivoluzione di Milano seguita nel giorno 20 Aprile 1814. Memoria storica“ (Parigi [Mailand] 1814); wovon auch eine französische Uebersetzung besteht: „Relation historique de la révolution du royaume d’Italie, en 1814; traduit de l’italien par M. Saint Edme“ (Paris 1822, Corréard, 8°.).

Biographie des hommes vivants (Paris 1817, Michaud, 8°.) Bd. III, S. 337. – Graf Diego dürfte wohl zu der Familie der Grafen von Guicciardi gehören, welche ursprünglich aus Modena stammen, dann sich im Mailändischen ausbreiteten und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Oesterreich kamen. Mehrere Sproßen derselben bekleideten hohe Würden und Ehrenstellen im österreichischen Heere. Ein Philipp G. (geh. 17. August 1704, gest. zu Cremona) war Feldmarschall-Lieutenant; – ein Karl Graf G. bekleidete denselben Posten. Der Grafenstand kam zu Ende des vorigen Jahrhunderts in die Familie. Das Wappen ist Roth und Gold, sechsmal quer getheilter Schild mit Schildeshaupt. Im blauen Schildeshaupte drei (1 und 2) vorwärtssehende, geflügelte goldene Engelsköpfe. Ueber jedem dieser Köpfe und unter dem obern schwebt ein goldener, sechsstrahliger Stern. Den Schild bedeckt die Grafenkrone.