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Seite:Die Gartenlaube (1859) 129.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859)

aller Anlagen im Menschen, die alle diese Schätze zu erwerben, zu vertheilen und zu verwerthen vermögen – das ist ihre schöne Aufgabe.

Das Feld ist also ein unbegrenztes, und wenn wir hier nur einen einzigen Gegenstand auf ihrem materiellen Gebiete berühren wollen, so soll dies blos Anleitung geben, ähnliche Fragen, die bisher kaum der Beachtung werth gefunden wurden, dem Nachdenken und der Besprechung zu unterwerfen.

Verdienstlich ist es unstreitig, wenn z. B. dem Volke eine Last abgenommen wird, deren es schon so viele trägt, und die es aus Unverstand sich selbst auflud, sie sei groß oder klein. Groß ist sie immer, wenn sie tief hinabreicht in die täglichen, ja stündlichen Lebensverrichtungen, Verhältnisse und Gewohnheiten, wenn Viele, sehr Viele an dieser Last tragen, wenn die niederen Classen mehr als nöthig sich krümmen müssen, um uns Genüsse zu verschaffen. Der Werth der Abhülfe nimmt dann zu in dem Verhältniß, als Meinung und Gewohnheit für das Hergebrachte allgemein geworden.

Mädchen aus der Gegend von Cassel.  Rheinisches Mädchen.   Thüringer Mädchen. 

Dresdner Mädchen.   Soldat von 1806.  Winzerin von der Mosel.

In einer Berliner Zeitung von 1858 hat man gelesen, daß das Problem, Lasten mit geringerer Kraftanstrengung als bisher fortzubewegen, gelöst sei. Man habe nämlich eine Vorrichtung an den Lastwagen erfunden, welche nur den dritten Theil der Kraft zu deren Fortschaffung erfordere und die Kosten der Vorrichtung und Instandhaltung seien unbedeutend gegen die dadurch bewirkte Ersparniß. Ein Lastwagen, welcher jetzt zur Fortbewegung dreier Pferde bedürfe, werde künftig von einem Pferde gezogen werden. – Wir glauben nicht an diesen Artikel. Aber wäre es möglich, die Reibung dergestalt zu überwinden, so wäre diese Erfindung ein unschätzbarer Gewinn für das Leben, das um so bequemer wird, je wohlfeiler es herzustellen ist.

Und so lassen sich viele Gegenstände und Gewohnheiten in den verschiedenen Gegenden und Ländern betrachten, die alle mehr oder weniger tief eingreifen in den Haushalt des Volks, die alle das sociale Leben verschiedenartig gestalten. Wie z. B. eine körperliche Last von einem Menschen getragen, bewegt, fortgeschoben oder gezogen wird, wie die Zugthiere gebraucht und angeschirrt werden, wie überhaupt die Kraft zur Last in vielen Stücken vertheilt wird, wie die Pumpenwerke, die Kindeln auf die Straße ausgehen, wie die Oefen, die Feuerheerde, die Geschirre des täglichen Gebrauchs in Haus und Hof beschaffen sind - das Alles ist fast in allen Gegenden verschieden. Gleichwohl kann es nach Maßgabe der Localität und der eigenthümlichen Verhältnisse nur eine Zweckmäßigkeit geben, wie es nur eine Wahrheit geben kann. Was ist nun das Richtige, das Beste? Ist es z. B. besser, daß die Frauenspersonen ihre Lasten auf dem Kopfe tragen, oder an den Händen, oder auf dem Rücken, entweder in langen Gefäßen von Holz oder Flechtwerk, wie die rheinischen Winzer mit ihren langen Böcken,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_129.jpg&oldid=- (Version vom 28.2.2023)